Lutz (M)Ende: „24 Stunden Fußball, 365 Tage im Jahr.“ 

Lutz Mende steht nach mehr als 16 Jahren Hauptamt beim SFV kurz vor dem Ruhestand. Es wird kein endgültiger Abschied, dafür ist seine Leidenschaft zum Fußball zu groß und auch seine Erfahrung zu wertvoll.

v.l.n.r.: Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Lutz Mende, Juerg Ehrt, Harald Schenk © SFV

Die Liste seiner Funktionen in Verbänden und Vereinen im Leipziger Raum ist lang, manchmal war Lutz sogar Geschäftsführer, technischer Leiter Spielbetrieb, Manager und Sicherheitsbeauftragter in Personalunion. Wir bedanken uns bei einem loyalen, verlässlichen und engagierten Mitarbeiter, der für die sächsischen Vereine fast immer erreichbar war und wünschen Lutz noch ein langes Rentnerdasein.

SFV: Lutz, es ist tatsächlich vorbei, was ist dein Fazit? 

Lutz: Es hätte mich schlechter treffen können (lacht). Für mich war es immer ein Privileg, im Fußball zu arbeiten, auch wenn es hin und wieder turbulent wurde. In den fünf Jahren beim FC Sachsen Leipzig habe ich 12 Cheftrainer und drei Präsidien miterlebt, beim FC Eilenburg haben wir um den Aufstieg in die Regionalliga gespielt und sind knapp gescheitert. Der wirtschaftliche und sportliche Druck war hoch, Urlaub hatte ich im Grunde nicht und wenn die Ziele verfehlt wurden, waren personelle Konsequenzen die Folge. Für mich war es aber eine wertvolle Zeit, gewissermaßen eine Lehre bevor ich zum Verband gewechselt bin. Das war am 15. Januar 2008 und ich musste sogar den offiziellen Bewerbungsprozess durchlaufen. Die Geschäftsstelle war noch in Chemnitz. Ich hatte ein Zimmer bei einer älteren Dame, bin also gependelt. Zuständig war ich anfangs für nationale/internationale Transfers und Vertragsspieler. Das Thema Sicherheit habe ich eigentlich aus meinen Berufsjahren beim FC Sachsen und Eilenburg mit in den Verband gebracht. Die Anforderungen sind gestiegen und im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass es in diesem Bereich auch zukünftig viel zu tun geben wird. Heute spielen Faktoren eine Rolle, die damals völlig unter dem Radar flogen.

Was bleibt dir aus deiner Zeit besonders in Erinnerung? 

Ich habe unzählige bekannte Fußball-Persönlichkeiten kennengelernt. Franz Beckenbauer, Egidius Braun oder DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, zu der ich heute noch ein freundschaftliches Verhältnis habe. Besonders gute Erinnerungen habe ich an die Länderspiele der Nationalmannschaften. Als ich anfing, war ich als Verbandsmitarbeiter noch unmittelbar in die Organisation der Länderspiele eingebunden. Die passenden Hotels raussuchen, Trainingsplätze organisieren oder die An- und Abreisen sicherstellen, das alles hat der DFB noch in die Landesverbände gegeben. Das hat natürlich Spaß gemacht und dank meiner Kontakte konnte ich immer helfen. Auch die Herausforderungen während der Corona-Pandemie haben sich eingebrannt. Hygienekonzepte, der Abbruch des Spielbetriebs beim SFV und NOFV oder das Pokalendspiel zwischen Lok und Chemnitz auf unserem Gelände sind Dinge, die ich nicht vergessen werde. 

Hand aufs Herz, welcher Verein hat dir die meisten Sorgen bereitet? 

Da will ich gar nichts zu sagen, aber eigentlich kann man das im Internet recherchieren, welche Vereine die höchsten Strafen kassiert haben. Es ist doch auch kein Geheimnis, welche sächsischen Fans sich nicht immer an die Sicherheitsvorgaben halten. Es gibt in Sachsen schon ein paar Spezialisten. 

Das Arbeitsleben ist bald offiziell beendet. Wie sehen deine Pläne für 2025 aus? 

Große Pläne habe ich noch nicht geschmiedet, aber ihr habt es zum Ausstand doch gesehen, auf meinem Grundstück mit dem Haus gibt es reichlich zu tun. Außerdem bleibe ich dem SFV, NOFV und DFB im Ehrenamt erhalten. Im Dezember wurde ich zum 1. Januar 2025 in den SFV-Sicherheitsausschuss kooptiert, beim NOFV bleibe ich Vorsitzender des Ausschusses Sicherheit und Prävention, bin damit auch Präsidiumsmitglied und auch beim DFB bin ich nach wie vor in der Kommission Prävention und Sicherheit. Der AG Stadioninfrastruktur und der Expertengruppe Sicherheitsbeobachtungen 1. Bis 3. Liga bleibe ich erhalten und werde auch zukünftig noch Spiele in der Regional- und Oberliga beobachten. 

Was sagst du den Leuten, die sich gern kritisch gegenüber den Verbänden äußern? 

Kritik ist prinzipiell nichts Schlechtes, wenn sie konstruktiv ist. Das Problem ist, dass die meisten gar nicht genau wissen, was eine Verbandsgeschäftsstelle alles leisten muss. Es geht eben nicht, dass wir jeden individuellen Vereinswunsch berücksichtigen können. Es gibt Ordnungen, an die sich alle halten müssen und wir sind dafür da, sie durchzusetzen. Als Vereinsmitarbeiter war ich froh, wenn ich jemanden im Verband hatte, den ich anrufen konnte. Das habe ich mir mitgenommen und auch gelebt. Manchmal gab es Anrufe zwei Stunden vorm Anpfiff, weil noch eine Spielberechtigung offen war. Aber das gehört dazu. Da kann man nicht einfach um 16 Uhr das Telefon aus machen. Aber dafür sind die Vereine dankbar. Da mache ich mir auch keine Sorgen um meine Nachfolge. Hans Jerke lebt den Fußball genauso wie ich. Das war ich mein ganzes Leben lang gewohnt. 24 Stunden Fußball, 365 Tage im Jahr. 

Mit deiner Erfahrung: Was rätst du den Verbänden für die Zukunft? 

Der DFB mit seinen Landes- und Regionalverbänden muss sich wieder mehr um das Kerngeschäft Fußball kümmern, das ist schon lange ausgehebelt. Klar haben wir mit knapp 8 Mio. Mitgliedern eine soziale Verantwortung, müssen uns aber nicht jede sozialpolitische Aufgabe aufdrücken lassen. Viele Aufgaben, die wir mittlerweile haben, sind aus meiner Sicht weit weg vom Fußball. 

Du hast unzählige Fußballplätze gesehen. Wie ist die Lage? 

Tausende Fußballplätze fehlen und mindestens genauso viele sind sanierungsbedürftig. Heutzutage können nicht mal alle Fußballspielen, die es wollen. Am schlimmsten ist die Situation in den Ballungsräumen. Kurzum, in die Sportinfrastruktur fließen viel zu wenige Mittel. Das ist auch ein Widerspruch. Die Politik verlangt von uns viel, gibt aber sehr wenig zurück. Die einzigen Sportplätze, die die gesetzlichen Mindestanforderungen meistens erfüllen, sind Plätze mit Schulsport. Aber die Mehrzahl der Sportstätten hat viele bauliche Defizite und müssten - genau genommen - geschlossen werden. Das führt zu Folgeproblemen. Wie soll ein Verein Ehrenamtliche gewinnen, wenn Sozialgebäude baufällig sind oder keine adäquaten Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stehen? Hier muss die Politik handeln und Wege finden, das Ehrenamt attraktiver zu machen. Nicht zuletzt sind Vereine ganz oft auf sich allein gestellt, was die Betreibung der Sportstätte angeht. Das ist ein großes Problem für den gesamten Sport. 

Lutz, vielen Dank für deinen Ausstand in deinem “Fußballmuseum” und auf ein Wiedersehen.

Von Alexander Rabe