Die Landesmeister der Lebenshilfe Weißwasser qualifizierten sich Ende Juni über die sächsische Meisterschaft für die Deutsche Meisterschaft in Duisburg und komplettierten somit das Starterfeld von insgesamt 16 Teams aus ganz Deutschland. Über vier Tage war die Werkstatt aus Weißwasser in Hennef und absolvierte ein Mammutturnier. Ein Wunder, dass noch für einen Besuch der "BayArena" von Bayer 04 Leverkusen und einem Treffen mit Simon Rolfes Zeit blieb.
Gruppenzweiter in der Vorrunde
Die Vorrunde des Turniers wurde in vier Gruppen mit je vier Mannschaften ausgespielt, die die Sachsen auf dem 2. Platz beendeten und sich nur den Titelverteidigern der Werkstätten aus Rendsberg-Eckernförde (0:7) geschlagen geben mussten. Nach zwei Siegen gegen Zoar und "noris inklusion" hatte Weißwasser sechs Punkte auf dem Konto und den 2. Platz sicher.
Endrunde mit Erfolgserlebnis abgeschlossen
In der Endrunde traf die Werkstatt Weißwasser dann auf den Sieger der Gruppe A (BVMK), der mit einem 5:1 die sächsischen Titelträume begrub. Auch im nächsten Spiel gegen die Weissenauer WfbM hatte der Landesmeister nichts entgegenzusetzen und verlor mit 1:6. So blieb den Weißwasseranern letztlich "nur" das Spiel um Platz sieben. Da kitzelten die Sachsen aber nochmal alles raus und siegten nach einem spannenden Spiel mit 3:2 gegen LHW Ilmenau/Rudolst. So steht am Ende ein hervorragender 7. Platz unter dem Strich und abseits des Wettbewerbs werden die Spieler viele tolle Erinnerungen mit nach Hause genommen haben.
Der neue Deutsche Meister der Werkstätten für behinderte Menschen sind übrigens die Hannoverschen Werkstätten. In einem lange spannenden und hochklassigen Endspiel setzten sie sich nach Achtmeterschießen mit 7:6 (1:1) gegen die BWB – Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung durch. Damit sicherte sich das Team aus Niedersachen zum ersten Mal den Titel. Zur Meisterehrung reiste unter anderem der frühere Nationalspieler Wolfgang Dremmler an.
Sascha Melcher (Geschäftsführer der Werkstätten der Lebenshilfe Weißwasser) fasste die Deutsche Meisterschaft folgendermaßen zusammen:
„Unsere Mannschaft hat sich seit 2011 insgesamt sechs Mal für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Die Organisatoren und Ausrichter sind wieder höchst professionell an die Vorbereitung und Durchführung der Meisterschaft herangegangen. Neben den Spielansetzungen ist natürlich das Rahmenprogramm ein besonderer Höhepunkt. In diesem Jahr fiel das traditionelle Länderspiel, in dem eine Auswahl aller Spieler der Bundesländer gegen die Gastmannschaft aus einem Nachbarland antritt, kurzfristig aus. So wurde an dem Vormittag kurzerhand das Fußballabzeichen des DFB absolviert. Die Verbindungen der „Sepp Herberger Stiftung“ zu den Bundesligamannschaften öffnet so manche Tür, die Anderen verschlossen bleibt. So waren der Besuch und die Führung durch die „BayArena“ in Leverkusen ein ganz besonderes Erlebnis. Das Interview mit Nationalspieler Simon Rolfes war sehr offen und kurzweilig. Es war zu spüren, dass es den Offiziellen von „Bayer Leverkusen“ Ernst ist mit der Integration und dem Respekt gegenüber Menschen mit Behinderungen. Sogar ein Stück des „heiligen“ Rasens wurde uns geschenkt. Dieser wird einen Ehrenplatz auf einer Wiese unserer Werkstatt bekommen. Zudem überlegen wir gerade dem Heimatverein unserer Mannschaft, dem „VfB Weißwasser 1909 e.V“. ebenfalls ein gutes Stück des Leverkusener Rasens zu übergeben.
Schließlich sind alle Spieler Vereinsmitglied beim VfB. Das ist, wie sich zeigte, noch nicht die Regel bei den Fußballspielern aus den Werkstätten. Was nicht so gut lief, wobei das wirklich relativ ist, war die Unterbringung in diesem Jahr. Die Teams aus Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden im noch nicht sanierten Teil der Sportschule in Duisburg Wedau untergebracht. Nun kannten wir bereits durch die Teilnahme im Jahr 2016 den sanierten Teil, der im Vergleich, recht luxuriös ausgestattet ist. Das gab der Stimmung im Team einen kurzzeitigen Dämpfer, war dann aber auch schnell vergessen. Im Spielbetrieb ging es unter den Mannschaften unserer Gruppe überwiegend fair zu. Nur die Spieler unserer bayrischen Gegnermannschaft hatten in der Vorrunde ihre Emotionen nicht so gut im Griff. Obwohl die Bayern 3:1 in Führung lagen, wurde der Schiedsrichter nach einer Roten Karte durch den betreffenden Spieler verbal attackiert. Nach einer weiteren Eskalation führte das Verhalten schließlich zum Spielabbruch und zur 2:0 Wertung für uns. Die Offiziellen haben alle Parteien zu den Ereignissen am Spielfeldrand angehört und sind schließlich zu dieser - absolut richtigen - Entscheidung gekommen. Das war natürlich ein großes Glück für unsere Mannschaft, die damit automatisch in den Bereich einer einstelligen Platzierung gelangt ist. Aber Glück gehört beim Fußball ja bekanntlich auch dazu. Insgesamt wurden mit der Platzierung an siebter Stelle unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Denn stellt man letztlich den Vergleich zu den Siegermannschaften der anderen Bundesländer her, ist festzuhalten, dass die Spieler aus Weißwasser in einer vergleichsweise kleinen Werkstatt beschäftigt sind. Bei insgesamt nur ca. 200 Beschäftigten in den „Werkstätten der Lebenshilfe Weißwasser gGmbH“ ist für unseren Trainer Bernd Höhne der Aufbau eines spielstarken Teams um Weiten schwieriger als bei den großen Werkstätten mit teilweise 1500 Beschäftigten.“
[arab/Sepp Herberger-Stiftung]